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Emanzipatorische Kapitalismuskritik

Gegen die ungerechte Weltordnung hinter den G20

Der G20-Gipfel am 7. und 8. Juli in Hamburg steht für das globale System von Ungleichheit, Ausbeutung, Hunger und Krieg. Nicht die einzelnen Staats- und Regierungschef*innen selbst sind deshalb das Grundübel, auch wenn einige sehr wohl Verbrechen verübt haben – sondern die ungerechte Weltordnung, die sie stützen. Ein vielfältiger Protest sollte demonstrieren, dass es zu ihr solidarische Alternativen geben kann und auch muss.

Keine Rettung hinter Grenzen und Mauern

Auf die globalisierte Weltwirtschaft antworten zu wollen, indem sich alle wieder in Nationalstaaten zurückziehen, wäre ein Irrweg. Es ist schlicht eine reaktionäre Idee. Ihr Kern liegt darin, den kriegsstiftenden und ausgrenzenden „Volks“-Gedanken wieder hervorzuholen. Er richtet sich gegen das globale Wirtschaften, den engen Austausch und die individuelleren Lebenswürfe auf der Welt. Das lehnen wir ab – unsere Alternative zur kapitalistischen Produktionsweise kann nur eine internationalistische sein.

Eine Legende: gute Industrie vs. böse Banken

Im Kapitalismus hängen Finanzierung, Produktion, Handel und Konsum unmittelbar zusammen und unterliegen alle der Logik, den Profit maximieren zu müssen. Folglich ist es Unsinn, einem „guten“ Industriekapital in Form von großen Fabriken ein „böses“ Finanzkapital in Form von Banken gegenüberzustellen. Von diesem Bild ist es häufig nicht mehr weit bis zum internationalen Finanzkapital an der US-„Ostküste“, womit vielfach schlicht Jüdinnen und Juden gemeint werden. Diese antisemitische Tradition der personifizierenden Kapitalismuskritik ist schon zu lang.

Für eine Kritik am Großen und Ganzen

Der Kapitalismus steht einer solidarischen und menschenwürdigen Gesellschaft im Weg – genauso wie das Patriarchat und Rassismus sowie Antisemitismus. Unsere Gesellschaft ist eine zutiefst kapitalistische. In ihr wirken unterschiedliche Strukturen zusammen, die Menschen ausgrenzen. Gegen sie alle muss sich eine antikapitalistische Politik richten, sonst kann sich nix radikal ändern. Leider tun dies auch noch nicht alle selbsterklärten Antikapitalist*innen.

Das Märchen vom „guten Kapitalismus“

Der Kapitalismus produziert andauernd Verlierer*innen, nämlich Menschen, die ausgebeutet werden. Somit herrscht dauerhaft „Krise“ – jedoch suggerieren temporäre „Boom“-Phasen Vielen, dass es einen Wohlstand für alle im Kapitalismus geben könnte. Gerade die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg stärkte die Illusion in vielen Industrieländern des globalen Nordens. Dies geschah aber auf Kosten des globalen Südens. Die soziale Ungleichheit kann folglich nur überwunden werden, wenn der Kapitalismus überwunden wird.

Oliver Gaida, stellvertretender Landesvorsitzender